Der Wahlpflichtkurs Künste 9 unter der Leitung von Nicolas Rossi hat sich in diesem Schuljahr einem aktuellen und zugleich vielschichtigen Phänomen gewidmet: ASMR (/Autonomous Sensory Meridian Response/). Was in sozialen Medien häufig als beruhigender Trend erscheint, wurde hier zum Anlass für ein eigenständiges künstlerisches und medienkritisches Projekt.
Die Schüler*innen entwickelten in Kleingruppen eigene ASMR-Videos – mit großer gestalterischer Freiheit und spürbarem Engagement. Die entstandenen Arbeiten zeigen eine beeindruckende Bandbreite:
So wurde etwa eine Traumwelt mit Doppelgänger-Motiv entworfen, ein Verwundeter in einem Kriegsbunker leise gepflegt, Alltagsklänge aus einem Berliner Kiez dokumentiert oder das Zerdrücken und Sortieren von Trockenblumen zur meditativen Klangfläche gemacht. In anderen Videos entstanden surreale Naturerfahrungen, gemalte Bilder als Klangquelle, oder es wurde mit Schlafparalyse, innerem Albtraum und psychologischem Symbolismus gearbeitet. Manche Videos wirken wie performative Miniaturen, andere wie reduzierte Hörstücke, wieder andere wie interaktive Kurzfilme – alle haben jedoch einen bewussten Bezug zum Thema Klang und Wahrnehmung.
Zugleich wurde ASMR im Kurs nicht nur als ästhetisches Phänomen behandelt, sondern auch kritisch analysiert:
Wie funktionieren solche Formate eigentlich? Warum wirken sie so stark? Und vor allem: Welche kommerziellen oder psychologischen Mechanismen können dabei im Spiel sein?
Die Schüler*innen setzten sich mit Themen wie Suchtgefahr, Trigger-Reizgestaltung, konsumfördernden Elementen und versteckten Werbebotschaften auseinander. So wurde das Projekt auch zu einem Beitrag zur Medienbildung und Ethik.
Der Kurs ermöglichte eine interdisziplinäre Annäherung an ein hochaktuelles Thema – zwischen künstlerischem Ausdruck, gesellschaftlicher Beobachtung und kritischer Medienreflexion.
Die Arbeiten zeugen von Kreativität, Ernsthaftigkeit und einem wachsenden Gespür für die vielschichtige Wirkung medialer Formate.