Den reizenden klimatisierten Lüften des ICE’s entronnen, traf den Leistungskurs Musik mit
einem Male die geballte Kraft wahrhaftig guten Wetters in den Gefilden der traumhaften Stadt
Wien.
Mit offenen Mündern starrten wir die architektonisch ausgefeilten Gebäude an - die imposanten
Mahnmale des menschlichen Schaffensvermögens.
Während die glänzenden Augen weiterhin über die vollkommene Urbanität schweiften, machten
sich am Tage unserer Ankunft leider auch die Mägen bemerkbar.
So wurden wir zügig unter der Führung von unserem Kursleiter, Herrn Neumann und unserer über
uns wachenden Begleitperson, Frau Gatemann, zu der nächsten großen Freude navigiert.
Diese zeigte sich in Form von zahlreichen, nur auf unseren Genuss wartenden Wiener Schnitzel,
die im Nachgang geschmacklich durch unbegrenzte Mengen an Kaiserschmarrn abgerundet
wurden. Diese geschickte Masche der Jugendherberge, ihre Insassen durch unerwartet gutes Essen von
den eher weniger geräumigen Zimmern abzulenken, die weder über eigene Toiletten noch über
eigene Duschen verfügten, entfaltete bei uns seine volle Wirkung.
Auch das Abendprogramm ließ keine Wünsche offen:
Wie auch an den darauffolgenden Tagen war es uns gestattet, erst um 0 Uhr in die sichere
Umarmung unserer unfassbar aufgeheizten Räumlichkeiten zurückzukehren.
Am ersten Tag der Fahrt besuchten wir das Haus der Musik, das auf interaktiv hochwertige Weise
den Besuchern zunächst die physische Beschaffenheit des Tons erklärte und sie dann mit auf
eine Reise durch die Zeit der großen Wiener Künstler mitnahm und schlussendlich die
Möglichkeit bot, selbst die Wiener Philharmoniker zu dirigieren.
Am Abend konnten wir dann unter plebejischen Verhältnissen auf den Stehplätzen der Wiener
Oper jegliches Gefühl in unseren Gelenken einbüßen, um dem Gesang der legendären Cecilia
Bartoli in der Oper „Guilio Cesare in Egitto“ beizuwohnen.
Der nächste Morgen sollte allein Mozart und seinem Wirken in der Musik, wie auch in den
Spelunken Wiens gewidmet werden, denn unsere Schritte führten uns zum Figaro Haus.
Der Nachmittag wurde durch einen Besuch des Zentralfriedhofs abgerundet, der durch ein
gemeinsames Singen in der Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus ein Sahnehäubchen
verliehen bekam.
Um auch Einblicke in die zweite Wiener Schule unter dem Haupt von Arnold Schönberg zu
erhalten, besuchten wir das Schönberg – Center, wo wir die imposanten Hinterlassenschaften
des Begründers der freien Atonalität und der Zwölftontechnik bewunderten.
Des abenteuerlichen Klangs der 2. Schule überdrüssig, verwöhnten wir unsere Ohren
anschließend mit der Macht Beethovens in seinem Haus, das uns aus dem hoch frequentierten
Stadtzentrum führte.
Der Abenteuer noch immer nicht müde, erklommen wir daraufhin den Nussberg, um oben
angelangt seinen berühmten Wein zu verkosten.
Am letzten Tage unseres Aufenthalts fanden wir Zutritt zu den weiten Hallen des Schlosses
Belvedere, das weniger durch Prunk und Opulenz als durch die zahlreichen Kunstwerke
beeindruckte, die die Wände säumten. Unter ihnen fand sich auch „der Kuss“ von Gustav Klimt, zu
welchem die Schaulustigen in großer Zahl pilgerten.
Der Kultur und Bildung einen zusammenschweißenden, endorphingeladenen Gegenpol bildend,
schlossen wir unsere Fahrt durch den Besuch des Praters und seiner mannigfaltigen,
turbulenten Fahrgeschäfte ab, die vom einen zum anderen sowohl überschäumendes Glück als
auch starke Anflüge von Übelkeit auslösten.
Unsere Fahrt endete dort, wo sie begann, im Zug, nur dass sie uns für den Heimweg auch noch
die Erinnerung an eine ausgesprochen schöne Zeit mit in unsere Koffer legte.
Lenn, LK-Musik